Dienstag, 6. Dezember 2011

Bosnien und Herzegowina


Im Flieger nach Ungarn
Budapest
Langsam aber sicher formt sich das Team für Bosnien und Herzegowina im Frühjahr 2012. Für mich war es mit eines der ersten Dinge mit denen ich mich hier im September beschäftigt habe. Ich wusste von einer ehemaligen Studentin hier in Schweden, dass es von Holsby aus im Frühjahr für ungefähr zwei Wochen nach Bosnien und Herzegowina gehen wird. Der Schritt von Schweden nach Bosnien und Herzegowina oder anders gesagt die Entscheidung dazu zu fällen, fiel mir nicht all zu schwer.

Manche von euch werden jetzt vielleicht überrascht sein und dies vielleicht auch zum ersten Mal von meiner Seite aus hören. Ein paar andere haben vielleicht in letzter Zeit einen Kick Gottesdienst vom Calwer Jugendwerk besucht und da etwas mitbekommen. Hier gibt es nun nähere Informationen zu unserer Arbeit in Bosnien und Herzegowina und ein paar Bilder aus den vergangenen Jahren.

Hin und wieder stand auch ein
zerbombter Panzer am Straßenrand.



Mr. X arbeitet in Goražde in Bosnien. Er stammt ursprünglich aus einem anderen Europäischen Land. Mr. X ist verheiratet und hat Kinder. Er und seine Frau leben in Goražde, eine Stadt die zirka 50km südöstlich von Sarajevo liegt. Die Stadt hat ca. 20.000 Einwohner von denen ungefähr 98% Muslime sind.



Wir werden die Lebensmittelpakete
persönlich bei den Menschen...
Von 1992 bis 1995 war der Bosnienkrieg. Vor dem Krieg war Goražde eine florierende Industriestadt. Im Krieg wurden alle Fabriken zerstört und die Arbeitslosigkeit stieg dramatisch auf 85 – 90 % an. Durch das fehlende Einkommen begannen die Probleme mit der Grundversorgung.

... in Bosnien vorbeibringen und
ihnen und ihren Geschichten
zuhören.



Wir werden in Goražde Lebensmittelpakete packen, die Grundnahrungsmittel wie z.B. Zucker, Salz, Mehl, Nudeln, Reis und andere wichtige Dinge beinhalten werden.

Bosnier sind sehr beziehungsorientierte Menschen, deshalb werden die Hilfspakete bei einem persönlichen Besuch bei den bedürftigen Familien zuhause verteilten.


Ein Ausflug nach Višegrad
Außerdem sind die Bosnier sehr gastfreundlich, auch wenn sie selbst nicht viel zum Leben haben. So wird ein Besuch immer mit einem Kaffee oder sogar einer ganzen Mahlzeit verbunden. Während der Zeit des Einsatzes werden wir bei bosnischen Familien untergebracht sein und mit ihnen leben.


In einer Schule...
Wir werden in den Schulen in Goražde und den umliegenden Orten mit den Kindern arbeiten und spielend einige Basics in Sachen Hygiene beibringen. Außerdem werden wir mit den Kids Zeit verbringen und Spiele spielen. Dies wird in etwa ablaufen wie eine Jungscharstunde.


Der Einsatz wird hier von der der Schule in Schweden aus organisiert. 

... wird nicht nur unterrichtet!

Zu der Organisation selbst, über die Mr. X in Bosnien im Einsatz ist, hat er nicht viel gesagt. Im Gespräch mit einigen ehemaligen Studenten, die auch in Bosnien waren hab ich noch ein paar weitere Dinge herausgefunden.

Ein Denkmal in der
Nähe von
Goražde
Crossworld ist seit 1993 in Bosnien engagiert um den Menschen beim Wiederaufbau und auch persönlich in den Zeiten der Arbeitslosigkeit und Armut zu helfen. Außerdem möchte Crossworld im muslimischen Bosnien ein Licht sein und das Evangelium verbreiten.


Blick über Goražde
Das genaue Datum für unseren Einsatz steht noch nicht fest. Sicher ist aber, dass ich dabei bin =) und dass der Einsatz in unserer Spring Break zwischen dem 16. März und 31. März 2012 stattfinden wird. Normalerweise dauert der Einsatz 12 Tage.


Die Reste des Krieges
sind überall sichtbar.
Für mich wird es ein großer Schritt aus meiner Komfortzone sein. In einem Land leben, wenn auch nur für kurze Zeit, das vom Krieg gezeichnet ist, die Geschichten der Menschen dort zu hören, die Armut sowie die Kriegsschauplätze persönlich zu sehen. Ich werde mich dieser Herausforderung stellen.

Bei einer Wanderung in den Bergen
von Bosnien und Herzegowina.



Ich möchte mich an dieser Stelle schon einmal für die Unterstützung von meiner Kirchengemeinde in Neuweiler für die Weihnachtsmarktaktion im Pfarrhaus bedanken. Ebenfalls gilt der Dank dem Calwer Jugendwerk das mit dem Opfer von den Kickgottesdiensten unseren Einsatz unterstützen wird.

Falls ihr euch jetzt fragt, wie ihr uns durch Gebet oder auch finanziell unterstützen könnt, schreibt mir einfach eine Mail, ruft an oder trefft mich zwischen den Jahren irgendwo daheim.

Ich freue mich auf eure Reaktionen, Kommentare, Anfragen…
Herzliche Grüße aus Schweden

Blick über Sarajevo..
... von der Burgruine

... beim Sonnenuntergang ...
In Sarajevo...
... gibt es viele kleine Straßen in der Altstadt
03/2012 Text geändert
12/2014 Bilder ausgetauscht + Kommentare gelöscht und deaktiviert

Montag, 5. Dezember 2011

Schneit der Himmel weiße Sterne und Visionen

Schneit der Himmel weiße Sterne
Werden Wünsche wieder wahr
Liegt die Welt im Silberschnee
Fängt die Zeit zum Träumen an
                                        Winter von Unheilig


Beim Basketball spiel gegen
Nässjö haben wir unsere
Mannschaft...
Heute Nacht hat es ein wenig geschneit und heut Morgen hat alles wie mit Puderzucker bestreut ausgesehen. Es war genug Schnee um von den Mädels mit einigen Schneebällen begrüßt zu werden, als ich aus unserem Haus zum Frühstück laufen wollte.

Wirklich viel Zeit zum Träumen bleibt hier meist nicht. In den letzten Wochen gab es immer genügend zu tun und mein Blog ist dann halt doch nicht an erster Stelle, wenn es ans Prioritäten setzten geht. Ich rolle die letzten 3 Wochen mal von hinten auf.

... natürlich kräftig angefeuert.
Diese Woche haben wir als Gastredner Sam und Joan Fiore aus Mailand, Italien zu Besuch. Das recht lebendige italienische Temperament passt eigentlich überhaupt nicht nach Schweden, aber was die beiden heute Morgen und Sam gestern im Gottesdienst so von sich gegeben haben, wird es eine sehr interessante Woche werden. Kommenden Mittwoch, also übermorgen gibt es wieder einen Prayerday, Donnerstag müssen wir alle Bibelverse die wir seit September gelernt haben in einem Test aufschreiben und am Freitag ist „Christmas Open House“, also eine Art Tag der Offenen Tür.

American Football...
Aber was ist sonst noch so alles passiert? Letzte Woche hatten wir als Thema das Buch von Daniel und als Dozent Dr. John Breneman oder kurz Jonny B. Wir haben Daniel Kapitel für Kapitel auseinander genommen, darüber nachgedacht was die Visionen von Daniel uns zu sagen haben und wie und wo wir manche Dinge in unserem Leben anwenden können. Es lässt sich nur schwer sagen, wer der beste Dozent ist und auch ein Lieblingsbuch in der Bibel ist nicht einfach festzumachen. Aber Jonny B. sowie Daniel gehören auf jeden Fall zu meinen Favoriten.

... an Thanksgiving
In der Woche zuvor hatten wir Unterricht von Luke Thomas. Er und seine Familie sind vor 3 Wochen hier angekommen. Luke Thomas ist Sohn von Chris Thomas und somit auch der Enkel von Major Ian Thomas. Ganz nebenbei ist er der neue Principal hier in Holsby. Er wurde während einem Worship-Togehter „eingesetzt“ und von John ein wenig interviewt. Da er seit über 12 Jahren den Dudelsack spielt, haben wir auch eine kleine Kostprobe zu hören bekommen. Zu schmecken gab es nach der Einsetzung Eis für alle. War sehr lecker =)

Ich hatte an diesem Nachmittag
von Nathan ein paar sehr gute
Objektive ausleihen dürfen...
Direkt nach unserem Travelweekend im November hat uns Peter Reid, Principal vom Bodenseehof, über „the Life of Peter“ in Kenntnis gesetzt. Nein, nicht über sein Leben, sondern über das Leben von Petrus. Auch das war eine sehr gute Unterrichtswoche. Leider ist es meistens so, dass die Dozenten so viele Dinge zum drüber nachdenken von sich geben und man dafür eigentlich mehr Zeit zum Verarbeiten brauchen könnte, aber dann kommt ja schon das nächste Thema.

... und mich mit diesen ein wenig
als Sportfotograf versucht.
Außerhalb vom Unterricht gibt es ebenfalls genügend zu tun. Wir mussten vor kurzem wieder unsere Bible Responses abgeben und natürlich die wöchentlichen Bibelverse aufsagen. Zudem war der Abgabetermin vom Bookreport. Das Buch hieß „Classic Christianity“ und dazu waren wir an geheißen zwei Seiten dazu zu schreiben. Da mir das Buch so unglaublich gut gefallen hat, habe ich dies natürlich auch im Report zum Ausdruck gebracht. Danach rechnete ich mit einer dementsprechend „guten“ Bewertung. Marshall meinte dann, ich hätte einen tollen Schreibstil und er hätte es sehr genossen meinen Report zu lesen. Meine Bewertung war dann deutlich besser als ich es erwartet habe.

Kekse in Form von etwas, das uns
hier bisher ausgezeichnet hat
oder uns viel bedeutet.
Es gibt auch schöne Streiche. An einem der letzten Donnerstage hieß es außerplanmäßig „Dormlife“ und nach einem kleinen Rätsel von den Mädels sollten wir uns in der Kapelle einfinden. Nichts ahnend wurde uns heiße Schokolade serviert und es wurden von jedem von uns Bilder mit den dazugehörigen, mehr oder weniger lustigen und zum Teil auch peinlichen Geschichten erzählt. Später haben wir auf unserem Bett Kekse gefunden, in die eine ermutigende Nachricht eingebacken war.

Außerdem hat jeder ein Herz
mit einer ermutigenden
Nachricht bekommen.
Als ich im September hier nach Schweden kam, wäre mir nicht im Geringsten in den Sinn gekommen auf eine LAN-Party zu gehen. Naja, Fehlanzeige. Eine gute Autostunde von Holsby entfernt findet jedes Jahr im November die weltweit größte LAN-Party statt. Große LAN-Party heißt, es spielen ungefähr 12.800 Computer bzw. die Menschen davor Spiele. Manche von diesen „Menschen“ waren fast nicht mehr als solche zu erkennen. Es wurden 3 Weltrekorde gebrochen, unteranderem auch der für das schnellste Internet mit 120 Gbit/s.

Schnellstes Internet
der Welt
Alle namhaften Hardwarehersteller
und auch das schwedische
Militär waren auf der Messe
vertreten.














Einmal als Besucher reicht für alle Zeiten. Wenigstens hab ich bei einem Gewinnspiel eine Gamer-Maus für gut 75€ gewonnen. Wenn ich sie verkaufen kann, hab ich schon den Eintritt wieder raus… Hm, ich hör mich schon an wie ein Mennonit. Ob da wohl was abgefärbt hat?!? =)

Eine von drei großen Hallen
voll gestopft mit Computern
und etwas vor den Bildschirmen
das nur noch entfernt an
lebende Menschen erinnert hat.
In der letzten Stunde, in der ich diesen und den kommenden Blogeintrag in den Laptop gehackt habe, habe ich vier verschiedene Konzerte bzw. die Proben hören dürfen. Eine sehr kurze Vorstellung von einem Lied für Christmas Open House. Dann von Simon, meinem Zimmerkollegen, ein wenig Jazz auf dem Klavier. Dann kam Logan und übte auf ebendiesem und nun sitzt Cailey am Klavier und spielt etwas klassische Musik. Einfach wunderbar.

Dienstag, 15. November 2011

Road Trip to Christmas

Manchmal sind auch hier noch alle Tage grau. Manchmal scheint es so, 
Wir starteten ins Travelweekend
mit einem Volvo S60 D3

als würde nichts mehr gehen. Es wird jeden Tag ein bisschen früher dunkel. Inzwischen, Mitte November, geht die Sonne um kurz nach 3 unter und um spätestens halb 5 ist es Nacht. Letzte Woche hatten wir nach gut 10 Tagen zum ersten Mal wieder die Sonne gesehen. Es war durchgehend bewölkt, regnerisch und vor allem neblig.


Unser Koch Brad
in seinem Reich

Nicht alles was in den letzten zwei Wochen hier so geschehen ist, lässt sich hier berichten. An ein paar interessanten Ereignissen und Geschichten möchte ich euch teilhaben lassen.

Kurz gesagt war die letzte Zeit hier zusammengesetzt aus viel leckerem Essen, vielen Konversationen, Konzerten und nahezu unzählbar viele Kilometer schöne Straßen und durch die bezaubernde schwedische Natur.


Aber der Reihe nach. Vorvergangene Woche war das Unterrichtsthema 
Jonathan zerlegt die
Reste des
leckeren Truthahns
Bibelinterpretation. Wir haben sehr viel diskutiert und haben einige Geschichten aus der Bibel von vorne bis hinten auseinander genommen. Für mich war es zu Teil recht schwierig, zuerst die uns gegebenen Bibeltexte von verschiedenen Übersetzungen zu lesen. Bis ich dann im Text durchgestiegen bin, waren die anderen Gruppenmitglieder meist schon in der Diskussion vorangeschritten. Ich war nicht wirklich komplett fit und es kostete mich sehr viel Konzentration um den Gesprächen und dem Unterricht zu folgen. Das wiederum hatte eigentlich jeden Abend ein bemerkenswertes Kopfweh hervorgebracht.

Freitags, Ende dieser Woche, haben wir hier in Holsby das schwedische Höstfest gefeiert.
Glasaltar in der
Domkirche in Växjö
Es war eine Mischung aus amerikanischem Thanksgiving und dem deutschen Erntedankfest, aber halt die schwedische Variante hier in Holsby. Ich hatte zum ersten Mal einen Truthahn vorgesetzt bekommen, besser gesagt, ich war an dem Abend als Kellner für unsere Family Group eingeteilt und hab den Truthahn somit auch serviert und ihn dann auch zerlegen müssen. Hat am Ende besser geklappt als ich dachte =) Außerdem gab es jede Menge Beilagen und als Nachtisch herrlichen Apfelkuchen mit Vanilleeis oder Kürbiskuchen. In Englisch hört es sich doch schöner an: Applepie and Pumpkinpie. Delicious!!!


An dem darauffolgenden Sonntag gingen wir alle in verschiedene Kirchen, entweder hier in Holsby oder mit dem Bussle nach Vetlanda. Ich war mit ein paar anderen in einer Pingstkirche in Vetlanda. Die Kirche selbst war sehr schön. Der Gottesdienst wurde von einem kleinen Chor mit Klavier, Waldhorn, Orgel und E-Bass untermalt. Es wurde das Abendmahl gefeiert und der Pfarrer predigte aus Offenbarung 21 über „New Heaven and New Earth“ und über das neue Jerusalem. Der ganze Gottesdienst war natürlich auf Schwedisch und ich hatte eigentlich erwartet ich würde überhaupt nichts verstehen. Meine Erwartung hat sich glücklicherweise nicht ganz erfüllt, ich hab ungefähr 30% der Predigt mitbekommen, den Rest hat uns eine schwedische Kommilitonin hinterher ins Englische übersetzt. Zu einem schwedischen Gottesdienst gehört grundsätzlich hinterher „Fika“. Eine schöne Angewohnheit. Nicht wie bei uns „nur“ hin und wieder einen Kirchkaffe. Während dem „Fika“ wurden wir natürlich zu allem Möglichen befragt und kamen ziemlich schnell mit ein paar Leuten ins Gespräch.

In den 3 Tagen Unterricht in der vergangenen Woche hat uns Wally über die Stiftshütte informiert. Über den Aufbau, was wo stand und warum und wer welche Aufgaben erfüllt hat und wo die Leute wohnten. War echt interessant, auch wenn bei dem Test am Mittwochabend höchstwahrscheinlich nicht allzu viel dabei raus gekommen sein wird.
Wally hatte einen sehr guten Weg zu unterrichten. Er hat immer wieder kurze Geschichten eingeflochten, ohne dabei den Faden zu verlieren. Und er hat die Geschichten nicht nur erzählt, sondern zum Teil auch noch dazu geschauspielert und dementsprechend die Stimme verstellt.

Letzten Donnerstag hieß es dann: „Travel Weekend“. 
Abendstimmung
über dem Växjösee
4 Tage frei, weg von der kleinen nordamerikanischen Enklave mitten in Schweden mit dem Namen „Holsby“ =). Wir, also Brenden, Logan und ich hatten im Oktober ungefähr die gleiche Vorstellung wie unser Travel Weekend aussehen sollte. Wir wollten ein Auto mieten, ein paar Glasbläsereien besuchen und zu einem der größten Weihnachtsmärkte in Europa fahren…

Im Internet haben wir nach dem billigsten Auto für dieses Wochenende gesucht und haben dann bei Hertz einen Ford Fiesta für 750 SEK gefunden. Als wir dann am Donnerstagmorgen unseren gemieteten Fiesta abholen wollten, textete mich der Mann von Hertz auf Schwedisch zu und wollte nicht ins Englische wechseln. Nach gut 5 Minuten hat er dann bemerkt, dass ich nicht wirklich was verstanden habe und er hat alles nochmal auf Englisch gesagt. Warum nicht gleich so?! Unser Auto war wohl nicht verfügbar oder wurde von irgendjemand vorher zerlegt und so meinte er, für den gleichen Preis würden wir das nächste bessere Auto von ihm bekommen. Also fanden wir uns kurze Zeit später in einem luxuriös ausgestattetem Volvo S60 D5. 215 PS, 230Km/h Höchstgeschwindigkeit. 
Einer der vielen Stände auf dem
Weihnachtsmarkt in Huseby
Wir konnten unseren IPod anschließen und sind dann zu Queen und Peter Fox über 800 Km durch Schweden gecruist. Unser Auto hatte jede Menge technische Helferlein, von denen wir zum Glück nur den Tempomat ausgiebig genutzt haben. Außerdem konnte ich den Verbrauch bei 5,1 L / 100 Km halten, was natürlich unserem Budget sehr entgegen gekommen ist.

Meine zwei Begleiter haben an diesem Wochenende vieles zum ersten Mal erlebt. Einmal auf der Autobahn hab ich das Gaspedal mal durchgetreten und wir waren innerhalb von wenigen Sekunden auf fast 190 Sachen, wobei die beiden bei 130 schon die nichtvorhandene Bremse getreten haben =) Hat ihnen aber gefallen. Weniger gefallen hat ihnen der schwedische Pub. Eigentlich eine ganz normaler kleiner Pub irgendwo in Växjö. Trotzdem haben sie sich recht unwohl gefühlt, bei ihrem ersten Besuch in einem Pub.

Eine schöne kleine Brücke im
Schlosspark von Huseby
Am Freitag sind wir dann zum Weihnachtsmarkt nach Husebybruk gefahren. Huseby ist ein altes Gutswesen, eigentlich mittelgroßes schwedisches Dorf, das jedes Jahr komplett zum Weihnachtsmarkt umfunktioniert wird. An fast jedem Stand gab es etwas zu probieren. Verschiedene Arten von Glögg, also von einer Art Glühwein, Schokolade, Wurst, Käse und andere Leckereien. Die beiden sind recht zügig von Stand zu Stand gelaufen und haben sich immer wieder gewundert warum ich so lange an einem Stand bleibe. Wenn man mit den Verkäufern im Stand ein wenig redet und von sich erzählt wo man herkommt und was man so macht, bekamen wir immer noch weitere Spezialitäten zum Probieren. Es hat natürlich nicht lange gedauert, bis meine zwei Freunde schön hinter mir her getrottet sind =)
Neben vielen verschiedenen Brot und Käsesorten haben wir gute deutsche Pfeffersalami versucht. Außerdem Wurst von der Ziege und vom Schaf, was ganz war ok. Wildschwein war sehr lecker, ebenso der Elchschinken. Rentier hat schlimmer ausgesehen als es dann geschmeckt hat, was man vom Hase überhaupt nicht behaupten kann… =)

Brenden blickt am frühen Morgen auf den
See vor unserer Jugendherberge in Växjö
Freitagabend waren wir in einem Konzert von einem afrikanischen Star Chor in der Domkirche in Växjö. Sollte eigentlich 350 Kronen Eintritt kosten, da wir aber nicht ganz verstanden haben was die Frau von uns wollte und Unmengen an Leuten in die Kirche geströmt sind und uns nicht mehr rausgelassen haben, waren wir an diesem Abend alle wieder 12 Jahre alt und sind zum Kinderpreis ins Konzert gekommen. Es waren zwei sehr schöne Stunden, erfüllt von Südafrikanischer, Schwedischer und Englischer Worship Musik.
Das Konzert war eine Benefizveranstaltung von der Organisation „Star for Life“. Sie wurde von einem schwedischen Ehepaar hier aus Südschweden (wer hätte das gedacht) gegründet und kämpft gegen Aids und die Apartheit in Südafrika und setzt sich für die Schulbildung der Kinder dort ein. Ein großer Chor, die rhythmische afrikanisch Musik und über 500 Leute in der fast voll besetzten Kirche haben das ganze schön abgerundet.

Der Weihnachtsmann bekommt
seinen Bart aufgesetzt
Am Samstag haben wir dann 3 verschiedene Glasbläsereien abgeklappert, wobei nur in Kosta Boda produziert wurde. Es ist auch zum wiederholten Male ein interessantes Erlebnis, wie die Menschen dort mit dem heißen Glas umgehen, als wäre es Knetmasse. Es gibt keine Abgrenzungen, man steht direkt neben und vor den Glasbläsern und sie laufen mit der heißen Masse einfach um die Besucher herum…

Den Abend und die Nacht haben wir bei unserer Fischertruppe an der Ostsee verbracht, die ein kleines Ferienhäuschen gemietet hatten, welches aber eigentlich ziemlich groß und luxuriös ausgestattet war. =) Da wir die Fischer nicht in ihrem Haus vorgefunden haben, sind wir in die nächst größere Stadt gefahren und dann fest gestellt, dass am frühen Samstagnachmittag schon alle Bordsteine hochgeklappt waren. In der ziemlich schönen Kirche starte, kurz nachdem wir sie besuchen wollten, ein Gospelkonzert. Also sind wir in das Konzert gesessen, welches dieses Mal wirklich keinen Eintritt kostete =)

Mittagspause am
Möckelnsee
mit leckeren
Zimtschnecken
Später, bei Hamburger und Würsten, Gesprächen und einigen Runden Mafia haben wir den Abend bis spät in die Nacht ausklingen lassen. Zurück in Holsby am nächsten Morgen zum Frühstück wurden wir von den Mädels sehr herzlich willkommen geheißen.

In den letzten zwei Wochen hab ich so viel wie schon lange nicht mehr in irgendwelchen Gesprächen mitgemischt. Nach dem Höstfest sind wir für über 4 Stunden im Speisesaal versumpft und haben geredet. Bei einem längeren Spaziergang mit Melanie ging es um Leben und Tod, also wir haben darüber geredet =)
Oder wir haben uns während der unzähligen Kilometer im schönen Volvo über schwedische Landstraßen unsere Geschichten erzählt und im wahrsten Sinne des Wortes über Gott und die Welt geredet. Wobei ich wohl einige glaubenstechnische Fässer aufgemacht habe und wir in einer ziemlich lebhaften und kontroversen Diskussion geendet sind.
Blick über den
Möckelnsee
Auch nach dem Mittagessen kann man bei Tee und guten deutschen Lebkuchen im Speisesaal die Zeit bis zum Abendessen in einem Meinungsaustausch verbringen.

Manchmal entdeckt man ein neues Puzzelteil und man sieht im Rückblick, dass alles was man nicht wirklich verstanden hat, sich nun doch zusammenfügt. Bei einem Blick in die andere Richtung fügt es sich nach und nach genauso zusammen.

Hier nach Holsby zu kommen war eine der besten Entscheidungen, die ich bisher in meinem Leben getroffen habe. Ich habe noch keine einzige Minute bzw. Euro bereut!

Mittwoch, 2. November 2011

Reformation Day in Sweden


Eine Hommage an Martin Luther. 
Ich denke die Bilder von gestern Abend sprechen für sich selbst =)






 

Dienstag, 1. November 2011

Auf der schwedschen Eisenbahne


Surströmming in der Dose
Die Zeit geht hier schneller vorbei, als man denkt. Letzte Woche hatten wir Unterricht von John Ashmen. Er ist der Präsident von Association of Gospel Rescue Missions. Wir sind das Buch Nehemia durchgegangen und haben uns seine Art zu Leiten und Führen angeschaut. Außerdem haben wir die verschiedenen Sozialen Führungsstile kennengelernt. Hier gibt es zum Beispiel Analytics, Driver, Expressive und Amiable. 
John Ashmen mit dem
lecker duftenden
Hering
Also Menschen, die zuerst alles analysieren und darüber nachdenken, dann die Fahrer, die zackig eine Entscheidung treffen und diese dann meist mit aller Gewalt versuchen durchzusetzten oder versuchen ihr Ziel zu erreichen. Expressive fallen oft durch ihren sehr außergewöhnlichen Kleidungsstil oder ein anderes ungewöhnliches Ausdrücken ihrer Persönlichkeit auf. Die letzte Gruppe, die Liebenswürdigen, versucht es immer allen recht zu machen. Außerdem haben sie grundsätzlich jemanden im Arm, streicheln den anderen oder sind am gemeinsamen knuddeln. Gut 2/3 der Studenten in diesem Jahr fällt in die letzte Gruppe =) Ich gehöre nicht dazu…

Alfred liebt den Hering
Letzten Donnerstag war Prayer Day. Wir hatte keine Lectures sondern waren fast den ganzen Tag draußen. Morgens mussten wir uns Vesper fürs Mittagessen richten und dann haben wir einen Laufzettel und einen Kompass bekommen. Auf dem Laufzettel stand die Anzahl der Schritte, die wir gehen mussten, sowie eine Gradangabe für den Kompass und dann hieß es querfeldein durchs Dickicht. An jeder Station stand ein kleines Kreuz und ein etwas größerer Zettel mit den Aufgaben für die jeweilige Station. Es war ein sehr eindrucksvoller Tag in der schwedischen Wildnis mit guten Gesprächen.


 








Beim Dormlife schlachteten
wir eine bei Lidl gekaufte
italienische Panetone =)
Abends durften wir an dem Erlebnis des am schlechtesten riechenden Essen der ganzen Welt teilnehmen. Wir haben zwei Dosen Surströmming aufgemacht und gegessen. Surströmming ist vergorener, verrotteter Hering… Freitagmorgen war wie immer Workday. Ich durfte dieses Mal die Küche schrubben. Im Kühlhaus bzw. Kühlraum ist es auch mit Mütze und Winterkittel noch eisig kalt. Bei manchen Ecken in der Küche hab ich mich dann schon gefragt, wann da das letzte Mal jemand mit einem Putzlappen vorbeigeschaut hat =) Dafür gab es dann zum Mittagessen Schnitzel mit Country Kartoffeln. Wie immer sehr lecker!

 Am Samstag hab ich dann den Brunch sausen lassen und bin mit ein paar anderen zu einem Kunsthandwerksmarkt. Eigentlich hieß es, es würde um halb 10 losgehen… Naja, es ging halt dann doch erst eine Stunde später los und wir haben bei McDonalds gestoppt. 
Doch hier waren wir fürs Frühstück schon zu spät dran. Aber ein extra für dich gebratener Cheesburger zum Frühstück hat auch was. Der Markt war in einer Turnhalle und es gab viele verschiedene Stände. Viele selbstgeknüpfte Teppiche, natürlich allerlei Handwerkskunst und Schnitzereien aus Holz, Kerzen und Puppen, verschiedene Skulpturen aus rostigen Blechdosen und vieles mehr. 
Das ganze wurde zu spottbilligen Preisen angeboten, in Deutschland wäre nur das Währungszeichen ausgetauscht worden um es dann zum 10-fachen Preis zu verkaufen.

Abend war ich wieder im Powerhouse. Ziemlich müde, aber war trotzdem wieder gut. Als Film wurde Big Mamas House gezeigt. Facebook auf Arabisch sieht sehr komisch aus, es ist alles spiegelverkehrt angelegt. Später hab ich dann das Poker spielen beigebracht bekommen. Der Großteil der Erklärungen war auf Arabisch, eine Kurzfassung gab es dann auf Schwedisch. Diese hab ich dann in einer noch kürzeren Version von einer schwedischen Mitschülerin auf Englisch übersetzt bekommen =) Eine Runde hab ich überlebt, in der zweiten bin ich dann leider rausgeflogen. Hat aber trotzdem Spass gemacht.

Der Sonntag war wieder ein ganz „normaler“ Tag. Morgens Gottesdienst, dann ein richtig leckeres Sonntagsessen. Kurz nach dem Essen entstand kurzer Hand die Idee für einen spontanen Kaffeebesuch, angeblich in Holsby. Steffi, als ehemalige Studentin hier, hat und dann aufgeklärt, dass das Kaffee im Nachbarort wäre. Ok, also sind wir losmarschiert. Nach zirka 300m sind wir dann den kürzesten Weg gegangen. Der kürzeste Weg hier in Holsby heißt, ab auf die Gleise. Also sind wir die gut 6km nach Alseda auf den Schienen der schwedischen Bahn gegangen. 
Keine Sorge, wir sind nicht von einem Zug überrollt worden. Hier fährt nur 3 Mal am Tag ein Güterzug… In Alseda durften wir dann lesen, dass das Kaffee erst wieder im November aufmacht. Toll! Also haben wir einen Abstecher in den benachbarten Hundeshop gemacht, die Besitzerin rausgeklingelt, uns 5min umgeschaut und dann ohne was zu kaufen wieder gegangen =) Fast 3 Stunden und 12 Kilometer Schienen später sind wir zum Abendessen wieder zurückgekommen.


Diese Woche haben wir das Thema „Bibel Interpretation“ von John Poysti. Viele Diskussionen und noch mehr Fremdwörter in Englisch. Es wird wieder einen Vokabeltest geben und je nachdem wie wir uns am Unterricht beteiligen, werden wir dann beurteilt. Bibellesen und Bibelverse auswendig lernen ist natürlich auch immer noch angesagt.

Soviel für Heute aus Schweden. Weitere Bilder gibt es in Facebook.

In Schweden nimmt man den
kürzesten Weg ...

... um dann am Sonntagnachmittag
anstatt einen Kaffe zu trinken,
einen Hundeshop zu besuchen =)

Steffi ist diese Woche zu Besuch